Geschäftsbericht 2022 zur Nachhaltigkeit

2022 Geschäftsbericht zur Nachhaltigkeit

In diesem Bericht wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

2022 1 Geschäftsbericht zur Nachhaltigkeit Ohne florierende Wirtschaft, ohne humanitäre Hilfe und ohne Verteidigung der Menschenrechte und unserer demokratischen Werte, kann die Klimaerwärmung nicht gestoppt werden. 2 Zur Geschäftsentwicklung der Girsberger Gruppe 6 Sustainable Development Goals (SDG) 8 Organigramm/Geltungsbereich 10 Unsere Anspruchsgruppen 12 Kennzahlen im Überblick 14 Ziele und Schwerpunkte 15 Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen 20 Ökonomie Soziales Ökologie Beschaffungspraktiken 22 Beschaffungsmärkte 24 Produktverantwortung, Umwelt-Compliance 28 Produktentwicklungsprozess 29 Kundensicherheit und Kundengesundheit 30 Ergonomie 31 Remanufacturing und Upcycling von bestehendem Mobiliar 32 Neue nachhaltige Materialien 38 Unser Umgang mit Umweltressourcen 42 Rohstoffe und Materialien 44 Rohstoff Holz 47 Umweltrelevanz und Betriebsökologie 50 Betrieblicher Abfall, Entsorgung 51 Logistik (Verkehr und Transport) 52 Energieverbrauch, Wasser 54 Emissionen 56 Unsere Mitarbeiter und unser gesellschaftliches Engagement 60 Mitarbeiter in Zahlen 61 Zufriedenheit unserer Mitarbeiter 64 Betriebliche Gesundheitsförderung 65 Aus- und Weiterbildung 68 Gesellschaftliches Engagement 69 Ethik und Menschenrechte 70 Bewertung der Lieferanten nach sozialen Kriterien 22 Kundensicherheit und Kundengesundheit 30 Inhalt Weiterführende Informationen 72 Impressum 72

Ökologie 2 und ohne Verteidigung der Menschenrechte und unserer demokratischen Werte, kann die Klimaerwärmung nicht gestoppt werden.“ „Ohne florierende Wirtschaft, ohne humanitäre Hilfe

3 Sehr geehrte Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner Sehr geehrte Arbeitskolleginnen und -kollegen Mein Textbeitrag in unserem Geschäftsbericht 2020 zur Nachhaltigkeit trug den Titel: Die Pandemie wird nicht von selbst verschwinden – soziale Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung aber auch nicht. Rückblickend auf das Jahr 2020 schrieb ich damals: „Schlagartig standen im Frühjahr 2020 nur noch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie im Vordergrund. Greta Thunberg, die Bewegung Fridays For Future, sämtliche Klima-Aktivisten sowie die häufigen Demonstrationen, Veranstaltungen und Medienberichte zum Thema Klimaerwärmung wurden durch Corona weggefegt. Die zuvor noch so wichtigen Bestrebungen auf den Gebieten der Ökologie und Nachhaltigkeit wurden weltweit plötzlich bedeutungslos. Auch bei Girsberger.“ Nach dieser anfänglichen Schockstarre hat die Welt aber gelernt, mit der Pandemie zu leben und damit einhergehend setzte sich auch die Erkenntnis durch, dass im Vergleich zu Corona, die Klimaerwärmung die viel grössere Bedrohung für die Menschheit ist. Diesbezüglich bekräftigte ich damals unsere Sichtweise im Geschäftsbericht 2020 mit dem Satz: „Dass die bleibende Bedrohung der Umweltzerstörung und nachhaltiges Wirtschaften nunmehr wieder permanent in unserem Bewusstsein verankert sein müssen, betrachten wir auch bei Girsberger als unsere dauerhafte Verpflichtung.“ In weniger als einem Jahr nach der Veröffentlichung unseres Geschäftsberichtes 2020 zur Nachhaltigkeit, versandten wir noch in der Nacht des 24. Februar 2022 die folgende Information an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Girsberger Gruppe: „Liebe Arbeitskolleginnen und -kollegen Die Haltung unserer Firmengruppe zum Kriegsangriff von Vladimir Putin auf die Ukraine haben wir auf unserer Website mit nachfolgendem Text zum Ausdruck gebracht: Wir sind fassungslos und tief bestürzt angesichts der Invasion in die Ukraine, zu der sich Vladimir Putin in menschenverachtender Weise entschieden hat. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität sind bei der ukrainischen Bevölkerung. Mit den Farben der ukrainischen Staatsflagge als Hintergrund, ist der Text zurzeit die Startseite unserer Website.“ Seither ist mehr als ein weiteres Jahr vergangen, in dem sich weltweit das Sterben durch Kriege, bewaffnete Konflikte und Terrorgewalt zusätzlich erhöht hat. Millionen von Erwachsenen und Kindern fallen menschenverachtenden Diktaturen, Militärregimes und Terrororganisationen zum Opfer. Ein Ende oder auch nur eine Entschärfung der humanitären Katastrophen ist zurzeit nicht absehbar – weder in Nordkorea und Myanmar, noch in Syrien, Jemen, Afghanistan, Sudan, Somalia, Republik Kongo, sowie in zahlreichen weiteren Ländern Afrikas und des Nahen und Mittleren Ostens. Auch innerhalb Europas intensiviert Russland seinen Kriegsterror in der Ukraine und je länger Putin sein Land in den immer tieferen Abgrund treibt, desto grösser wird das Risiko einer noch katastrophaleren Eskalation dieses Krieges. Von der Weltgemeinschaft genügend isoliert, ist Putin trotzdem nicht. Die UNO-Sanktionen werden teilweise umgangen und nebst den Nuklearmächten China, Indien und Pakistan gibt es weitere grosse Länder wie den Iran und Südafrika, die sich nicht gegen Russlands Krieg stellen. Selbst in Europa pflegt ein demokratisches Land noch stets seine politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland: Die Republik Serbien, wo sich auch einer unserer Produktionsstandorte befindet.

4 Und was tut die Schweiz, wo unsere Firmengruppe beheimatet ist? Sie trägt die UNSanktionen gegenüber Russland mit, nimmt aus der Ukraine geflüchtete Menschen auf und leistet auch vor Ort in der Ukraine humanitäre Hilfe. Aber allen Anfragen für direkte und indirekte Waffen- und Munitionslieferungen zur entscheidend wichtigen Unterstützung der ukrainischen Armee, hat die Schweiz bisher nur Absagen erteilt. Dabei verschanzt sich dieses ansonsten hilfsbereite Land hinter einem dringend anzupassenden Kriegsmaterialgesetz und einer heute antiquierten Form der strikten Neutralität. Mit ihrer unverständlichen Rigidität verwehrt die Schweiz der ukrainischen Landesverteidigung jegliche substantielle Hilfe. Zudem brüskiert sie ihre Nachbarn und alle Länder, die der ukrainischen Armee auch mit Waffen- und Munitionslieferungen zur Seite stehen. Damit hat sich die Schweiz international weit ins Abseits gestellt – mit grossem Schaden auch für sie selbst. Im Vergleich zum Verhalten der Schweiz vielfach schwerwiegender ist hingegen das Bestreben Chinas, seine „strategische Partnerschaft“ mit Russland weiter zu vertiefen. Dies in einer Zeit, in der Chinas Beziehungen zu den USA auf dem Tiefpunkt sind. Gegen den Westen und besonders gegen die USA gerichtet, zeigt sich die Diktatur in Peking mehr denn je entschlossen, China auch militärisch zu Weltmachtgrösse aufzurüsten und zudem die Unabhängigkeit Taiwans endgültig zu verhindern. Aufgrund dieser Entwicklungen sehen wir heute die Welt in grosser Dimension zusätzlichem Kriegsterror und dessen Eskalationsrisiken ausgesetzt. Im Vergleich dazu, führte die Corona-Pandemie zu geopolitischen Veränderungen ganz anderer Art. Mit Bezug auf die Bestrebungen zum Schutz der Umwelt ist jedoch die Auswirkung der damaligen und der heutigen Bedrohungen identisch: Die für die nachfolgenden Generationen existentiell wichtigen Bestrebungen zur Erreichung der Umweltziele haben in unserer täglichen Wahrnehmung erneut an Dringlichkeit eingebüsst. Wie zur Zeit der Corona-Pandemie wird der vernichtende Klimawandel jetzt zum zweiten Mal von einer kurzfristig akuteren Bedrohungslage überschattet. Dadurch steht die unbedingt notwendige Bekämpfung der Erderwärmung erneut in der zweiten Reihe. Die dramatischen Konsequenzen dieses Rückschritts sind unermesslich. Dies zeigen vor allem auch die durch den Klimawandel verursachten Überschwemmungs-, Dürre- und Hungerkrisen in Haiti, Südsudan, Äthiopien und Somalia. In diesen Regionen und weite- ren grossen Gebieten Afrikas ist die durch Mangelernährung bedingte Sterberate beispiellos hoch und weitere Millionen von Menschen bleiben durch den Klimawandel akut vom Hungertod bedroht. Gemildert wird dieses Massensterben hauptsächlich mit Hilfe aus den Mitgliedstaaten der OECD, von denen die USA und Deutschland die mit Abstand grössten Entwicklungshilfe-Geldgeber sind. Ebenso stark von der Hilfe der Geberländer abhängig, sind jedoch auch die unter Kriegsterror leidenden Menschen. Während der letzten drei Jahre rasant angestiegen, war ihre Anzahl noch nie so unvorstellbar hoch wie heute: Laut der UNO-Flüchtlingshilfe beträgt die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen weltweit rund 103 Millionen. Sie sind alle auf humanitäre Soforthilfe, wirtschaftlichen Beistand, und besonders in der Ukraine, auch stark auf militärische Unterstützung angewiesen. Die Kumulation all dieser weltweit hoch gefährlichen Bedrohungen verunmöglicht es jeder noch so verantwortungsbewussten Regierung, permanent auf die Klimaerwärmung fokussiert zu sein. Denn nebst ihren innenpolitischen Problemen und nach Bewältigung der Corona-Pandemie, sind die Regierungen der USA und aller demokratisch geführten Länder jetzt vor allem auch mit aussenpolitischen Herausforderungen konfrontiert. Die Vielfältigkeit und der Gesamtumfang ihres humanitären, wirtschaftlichen und militärischen Handlungsbedarfs sind in kürzester Zeit enorm angestiegen. In Anbetracht dieses akuten Leistungszwangs scheint es bis auf weiteres ausgeschlossen, dass die Bekämpfung des Klimawandels immer ganz zuoberst auf der Agenda der Regierungen steht. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die verantwortungsbewussten Regierungen zwangsläufig Kompromisse eingehen müssen, die nicht nur politisch problematisch sind, sondern in manchen Fällen auch mit den Bestrebungen zum Umweltschutz in einen Zielkonflikt geraten. Nicht selten sind diese Kompromisse jedoch auch ökonomisch notwendig, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, was auch für den sozialen Frieden unabdingbar ist. Wer diese Dilemmata der Regierungen und die

5 Notwendigkeit von schwierigen Kompromissen nicht wahrhaben will, verkennt, dass es vordringlich auch die Menschenrechte, die Demokratie und die freie Marktwirtschaft zu verteidigen gilt. Denn: Ohne florierende Wirtschaft, ohne humanitäre Hilfe und ohne Verteidigung der Menschenrechte und unserer demokratischen Werte, kann die Klimaerwärmung nicht gestoppt werden. Allein die Erfüllung dieser weltweit entscheidend wichtigen Grundvoraussetzungen fordert momentan jede demokratische und verantwortungsbewusste Regierung in ungeahnt hohem Ausmass. Die zur Problembewältigung notwendigen Ressourcen an Hilfsgütern, Infrastrukturen, Energie, Waffen, Munition, Personal und Kapital sind permanent überstrapaziert. Angesichts der Vielzahl hoch gefährlicher Bedrohungen, wird sich dies vorläufig auch nicht ändern, und damit bleibt in der internationalen Politik die Klimaerwärmung bis auf weiteres in die zweite Reihe zurückversetzt. Umso mehr fällt die Hauptverantwortung in allen Fragen der Ökologie und des nachhaltigen Wirtschaftens nun noch verstärkt den Unternehmen zu. Denn eines darf nicht vergessen werden: Der Kern der nachhaltigen Entwicklung besteht darin, immer alle drei Dimensionen – die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft – im Auge zu haben und zwischen ihnen die richtige Balance zu finden. Und diese kann sich situationsbedingt verschieben. Genau deshalb scheint die folgende Erkenntnis unabdingbar: Ohne freiwillige Initiativen und nachhaltiges Wirtschaften der Unternehmen kann die Klimaerwärmung nicht gestoppt werden. Deshalb sollten die Unternehmen nicht nur ihre langfristigen Ziele und Absichten laut ankündigen, sondern fortlaufend die nachhaltig richtigen Taten vollbringen. Taten, die Umweltschonung und Nachhaltigkeit nicht vortäuschen, sondern effektiv zum Kampf gegen die Klimaerwärmung beitragen. Mehr denn je kommt es jetzt darauf an, dass jedes Unternehmen klimaschonende Massnahmen, Innovationen und Investitionen leistet, die im Verhältnis zu seiner gesamten Geschäftstätigkeit auch quantitativ bedeutsam sind. Bei Girsberger setzen wir alles daran, dass die vollumfänglich wirksame Umweltschonung in unserer gesamten Firmengruppe als prioritäre Vor- gabe fest verankert bleibt. Um möglichst konsequent ökonomisch-ökologisch zu beurteilen, zu entscheiden und zu führen, sind die Umweltziele und die Kontrolle der Ökologie-Zielerfüllung auch fest integrierte Bestandteile unserer Wirtschaftsplanung, sowie unseres internen Berichts- und Kontrollwesens. Dies gilt für alle unsere Produktionsstandorte in der Schweiz, in Deutschland, Serbien und in der Türkei, unsere Niederlassungen in weiteren Ländern, sowie für die Mobimex AG mit Standort in Seon, Schweiz. Aus den nachfolgenden Seiten dieses Berichts ist ersichtlich, dass wir zwar nicht alle unsere Vorhaben verwirklichen konnten, jedoch insgesamt erneut wesentliche Fortschritte erreicht haben. Mit dem Bericht möchten wir vor allem auch aufzeigen, dass wir uns fortlaufend neue verbindliche Ziele setzen und diese konsequent verfolgen. Unsere Bestrebungen zur Umweltschonung und kontinuierlichen Verbesserung unseres nachhaltigen Wirtschaftens werden wir ganz sicher weiter vorantreiben und danken Ihnen herzlich für Ihr Vertrauen in Girsberger, Mobimex und Boreal. Michael Girsberger Bützberg, 31.März 2023 „Der Kern der nachhaltigen Entwicklung besteht darin, immer alle drei Dimensionen – Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft im Auge zu haben und zwischen ihnen die richtige Balance zu finden.“

6 Obwohl deutlich geringer als im Vorjahr, waren die wirtschaftlichen Erschwernisse infolge der Corona-Pandemie auch 2021 spürbar. Als besonders problematisch kam jedoch die weltweite Knappheit an Rohstoffen und Transportkapazitäten hinzu. Durch den Mangel an Verfügbarkeit haben sich nicht nur die Frachtkosten für Container-Transporte mehr als verdreifacht, insbesondere auch die Einkaufspreise für unsere Tausenden von Komponenten aus Holz, Stahl, Kunststoff-Spritzguss und Aluminium-Druckguss stiegen rapide an, da sich die Preise der dafür eingesetzten Rohstoffe mehrfach erhöht haben. Um unsere Produk- tions- und Lieferfähigkeit aufrecht zu erhalten, mussten unsere Materiallagerbestände vor allem bei der Girsberger GmbH in Deutschland, sowie in der Schweiz bei der Girsberger AG für den Bereich Holzhandel, vorzeitig massiv erhöht werden. Dieser starke Lageraufbau entsprach einer nicht geplanten Zusatzinvestition mit entsprechender Beanspruchung der Liquidität der gesamten Firmengruppe. Im darauffolgenden Geschäftsjahr 2022 haben sich die weltweite Rohstoffknappheit und der damit verbundene Materialkostenanstieg nochmals erheblich verschärft. Dementsprechend musste unsere Materialbevorratung konstant auf ausgeprägt hohem Niveau gehalten werden. Dank dieser kapitalintensiven Massnahmen ist es gelungen, die permanente Verfügbarkeit im Holzhandel sicherzustellen, sowie vor allem auch die Verfügbarkeit aller unserer Office und Home Modellreihen bei regulärer Lieferzeit lückenlos zu gewährleisten. Durch den insgesamt guten Auftragseingang waren die Produktionsbetriebe hoch ausgelastet, über längere Zeitphasen hinweg auch überbelastet. Diese Überbeanspruchung unserer Arbeitskapazitäten hatte jedoch auch eine negative Ursache. Denn in bisher noch nie gekanntem Ausmass haben unsere Kunden die Liefertermine ihrer Aufträge mehrmals verschoben. Der Grund für diese vielfachen Verschiebungen der Liefertermine lag wiederum darin, dass Gebäuderenovationen und Neubauten infolge der Rohstoffknappheit oftmals nicht termingerecht fertiggestellt werden konnten. Insofern belastete die Rohstoffknappheit auch ganz erheblich unsere Produktivität. Denn die fortlaufenden Verschiebungen der Liefertermine durch unsere Kunden verlangten all unseren Fertigungsbetrieben einen sehr hohen Zusatzaufwand ab: vom Verkaufsinnendienst über Produktionsplanung und Steuerung, Fertigung, bis hin zu Verpackung, Versand und Installationsarbeiten bei den Kunden. Dadurch entstanden unzählige nicht produktive Arbeitsstunden, die nicht verrechenbar waren. Hinzu kamen zusätzliche Kosten für externe Hilfskräfte sowie Sonderfahrten für Beschaffungs- und Liefertransporte, die ebenfalls nicht weiterverrechnet werden konnten. Aufgrund dieser Erschwernisse sowie des stark angestiegenen Materialaufwandes, dessen Mehrkosten auch nur teilweise verrechenbar waren, konnte für das Geschäftsjahr 2022 in der gesamten Firmengruppe kein befriedigendes Ergebnis erwirtschaftet werden: Währungs- und konsolidierungsbereinigt wurde 2022 gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung des Netto-Gesamtumsatzes von +3,2% erreicht. Mit einem Konzerngewinn nach direkten Steuern von nur CHF 7000 wurde lediglich ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet. Die Rohstoffverfügbarkeit hat sich inzwischen wesentlich verbessert. Ein Rückgang der Materialkosten ist jedoch nicht absehbar, was auch auf die stark angestiegenen Energiepreise zurückzuführen ist. Die im Büromöbelmarkt seit mehreren Jahren zu beobachtenden Trends setzen sich erwartungsgemäss fort: Vor allem in den grossen Agglomerationen ist der Büroraum vermehrt auch Lebensraum, und der Lebensraum zu Hause auch der Arbeitsraum. Infolge dieser Entwicklung werden persönliche Arbeitsplätze und die Flächen der nicht personalisierten Arbeitsplätze weiter reduziert. Damit einhergehend verringert sich bei den Firmen auch der Bedarf an Büromobiliar. Dies führt wiederum dazu, dass der Druck auf die Nettoverkaufspreise erhalten bleibt. Demgegenüber stehen jedoch auch momentane Entwicklungen, die für uns vorteilhaft sind. Im Vordergrund stehen dabei zwei grundsätzliche Aspekte: Der gesellschaftliche Druck auf ökologisches Verhalten und nachhaltiges Wirtschaften wird weiter zunehmen. Dadurch gewinnen verstärkt auch Beschaffungskriterien an Relevanz Zur Geschäftsentwicklung der Girsberger Gruppe Rückblick 2021|2022 Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023

7 und damit die Umstände, woher genau die Büromöbel kommen und wie sie tatsächlich hergestellt wurden. Der zweite grundsätzliche Aspekt ist rein wirtschaftlicher Natur: Eine Entspannung des Fachkräftemangels ist gegenwärtig noch nicht in Sicht, und wie lange dieser aktuell hoch akute Mangel an Fachkräften andauern wird, ist nicht abschätzbar. Aber solange er andauert, ist jedes Unternehmen und jede Institution zu Anstrengungen gezwungen, um als möglichst attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Dies hat unter anderem zur Folge, dass nun auch die Attraktivität der Büroräume stark verbreitet weiter an Wichtigkeit gewinnt. Diesen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen begegnen wir mit dem Inhalt unseres Leistungsumfangs: Girsberger bietet durch zeitlos schöne Möbel die Möglichkeit, Wohn- und Büroflächen in attraktive Räumlichkeiten zu verwandeln, in denen man sich wohlfühlt und produktiv arbeiten kann. Unsere Möbel sind von dauerhafter Qualität sowie hoher Funktionalität und nachweislich umweltschonend und einwandfrei nachhaltig hergestellt – seit 2015 klimaneutral. Mit diesem Anspruch werden wir im Geschäftsjahr 2023 unser Produktangebot Home und Office mit zahlreichen Modellneuheiten erweitern und darüber hinaus auch unsere bisherigen fünf Hauptzielsetzungen weiterverfolgen: 1. Erhöhte Marktdurchdringung durch konsequente Fokussierung auf die sechs Geschäftsbereiche: • Büromöbel: Girsberger Office • Wohnmöbel: Girsberger Home • Objekt-Sondermöblierungen: Girsberger Customized Furniture • Objektmöbel-Wiederinstandsetzung und Upcycling: Girsberger Remanufacturing • Exklusiv repräsentative Möblierungen im obersten Marktsegment für den Objekt- und Wohnbereich: Zoom by Mobimex und Studio by Mobimex (neu inkl. Mobimex Outside) • Holzhandel: Girsberger Massivholz 2. Ausbau der Produktsortimente Girsberger Office und Home, einschliesslich kompletter Möblierungen für das Arbeiten zu Hause 3. Stärkung der Kollektionen Zoom by Mobimex und Studio by Mobimex 4. Weiterentwicklung der Geschäftsbereiche Girsberger Customized Furniture, Remanufacturing und Holzhandel 5. Fortführung der messbar nachhaltigen Unternehmenslenkung, angelehnt an die GRI-Richtlinien (Global Reporting Initiative) und die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen (UN) Die bisher im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr erzielten Fortschritte hinsichtlich Auftragseingang, Umsatz und Betriebsergebnis sind positiv. Gleichzeitig bleibt jedoch die global politische und gesamtwirtschaftliche Entwicklung auch kurzfristig unvorhersehbar. Plötzlich auftretende Auswirkungen mit schwerwiegenden Folgen für den weiteren Geschäftsverlauf sind jederzeit möglich. Dementsprechend ist die Erreichung unserer Geschäftsziele 2023 mit Risiken behaftet. Umso mehr wollen wir permanent darauf vorbereitet sein, gegebenenfalls unsere Investitionspläne und Betriebskosten relevanten Massnahmen situationsbedingt anzupassen. Oberstes Ziel bleibt die Wahrung unserer unternehmerischen Freiheit, indem wir die Girsberger Gruppe unverändert ertragsorientiert, wertebewusst und dynamisch weiterentwickeln. Die unternehmerische Freiheit verstehen wir primär als Verantwortung. Als Verantwortung dafür, wirtschaftlichen Erfolg, soziale Gerechtigkeit und Ökologie mit Kreativität, Mut und Durchhaltevermögen im Gleichgewicht zu halten. Michael Girsberger Im Namen von 363 Arbeitskolleginnen und -kollegen mit 21 verschiedenen Nationalitäten Unsere fünf Hauptzielsetzungen

8 Integration der Sustainable Development Goals (SDG) Jedes Unternehmen, unabhängig von Grösse und Branche, ist gefordert, verantwortungsbewusst zu wirtschaften. Wir setzen uns für die zehn Prinzipien des UN Global Compact ein, für die Etablierung einer Kultur der Integrität. Dazu gehört auch, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag zum Erreichen der SDGs leisten. Die von den Vereinten Nationen 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDG) legen global gültige Prioritäten und Ziele bis zum Jahr 2030 fest, um den weltweiten wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen zu begegnen. Von den 17 Zielen der Vereinten Nationen bilden wir in diesem Bericht die folgenden sechs als unsere Kernziele ab um aufzuzeigen, welchen Beitrag wir als mittelständisches Unternehmen zur Erreichung der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele leisten können. 3. Gesundheit und Wohlergehen Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern. Unser Beitrag: Betriebliche Gesundheitsförderung. Freizeitaktivitäten im Bereich Bewegung und Ernährung. Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Teilzeitpensen, Homeoffice). 4. Hochwertige Bildung Gleichberechtigte und hochwertige Bildung für alle gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern. Unser Beitrag: Förderung von Fachkräften und Nachwuchskräften. Ausbildungsplätze und Praktikumsstellen. Aus- und Weiterbildung für alle Mitarbeiter. Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter von Indústria Fox in Brasilien über das Projekt Fair Recycling. 5. Geschlechtergleichheit Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen. Unser Beitrag: Lohngleichheit. Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Teilzeitpensen und Homeoffice). Girsberger Grundsatzerklärung Ethik und Menschenrechte. Förderung der Ausbildung von Frauen in Brasilien über das Projekt Fair Recycling. 12. Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen. Unser Beitrag: Hersteller und Rohstofflieferanten im Umkreis von 600 km unserer Produktionsstandorte. Verhaltenskodex für Lieferanten. Lange Produkt-Lebensdauer, Nachliefergarantien für Ersatzteile, sichere Konstruktionslösungen, emissionsarme und wiederverwendbare Materialien. Verwendung von Post-Consumer Materialien. Produktzertifizierungen. Remanufacturing und Upcycling von bestehendem Mobiliar. 7. Bezahlbare und saubere Energie Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern. Unser Beitrag: Reduktion des Stromverbrauchs durch energieeffiziente Geräte und Prozesse, Strombezug zu 100% aus erneuerbaren Energien. Photovoltaikanlage. E-Mobilität. 13. Massnahmen zum Klimaschutz Umgehend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen. Unser Beitrag: Klimaneutrale Produktion. Strombezug zu 100% aus erneuerbaren Energien. Umweltgerecht hergestellte Materialien und sortenreine Entsorgung. Bezugsmaterialien OekoTex Standard 100 oder EU-Ecolabel. Neue nachhaltige Materialien (Leder mit Olivenblattextrakt gegerbt, Stoff aus recyceltem Polyester unter Einbezug von Plastikabfällen aus dem Meer, Nutzung des Sekundärrohstoffs Schaumstoff aus alten Matratzen). Verwendung von Post-Consumer Materialien. Kein Einsatz von PVC, Schwermetallen oder Azofarbstoffen. Lederverarbeitung in Gerbereien mit ISO 14001-Zertifizierung. Massivholz zu 100% aus europäischen und nachhaltig genutzten Wäldern. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.un.org/sustainable- development/

9 „Wer verstanden hat und nicht handelt, hat nicht verstanden.“ Wang Yangming, Philosoph (1472–1529)

10 Der vorliegende Bericht 2022 zur Nachhaltigkeit umfasst die Girsberger Holding AG, Bützberg/Schweiz, die Girsberger AG, Bützberg/Schweiz und die Girsberger GmbH, Endingen/Deutschland, sowie deren Niederlassungen in Frankreich, Österreich und Benelux. Deshalb beschränken sich sämtliche nachfolgenden Informationen und Zahlenangaben in diesem Bericht ausschliesslich auf die vorgenannten Firmen der Girsberger Gruppe. In diesem Bericht nicht enthalten sind die Tochtergesellschaften Mobimex AG, Seon/ Schweiz, Boreal doo, Kraljevci/Serbien, Bo-Real Estate doo, Kraljevci/Serbien, sowie die Beteiligungsgesellschaft Tuna Girsberger Tic. AS, Silivri/Türkei. Die noch verbleibende Liegenschaft der Girsberger Ind., Inc./USA wurde verkauft. Damit konnte die Liquidation der Gesellschaft per Ende Juni 2022 komplett abgeschlossen werden. Bo-Real Estate doo/Serbien hat als einzigen Geschäftszweck das Halten, bzw. Vermieten einer Liegenschaft. Daher erachten wir deren Einbezug in die Umweltzertifizierung als nicht erforderlich. Boreal doo ist seit Juli 2016 eine Tochtergesellschaft der Girsberger Holding AG. Auch an diesem Produktionsstandort sind die Umweltziele integrierter Bestandteil unserer Wirtschaftsplanung, sowie unseres internen Berichts- und Kontrollwesens. Unser Ziel, Boreal doo bis Ende 2022 nach ISO 9000 und ISO 14000 zu zertifizieren, konnte nicht erreicht werden. Wir mussten feststellen, dass dies ein zu ehrgeiziges Ziel war. Boreal doo wird in einem nächsten Schritt alle Kennzahlen ab 1. Januar 2023 aufbereiten und im Geschäftsbericht 2024 zur Nachhaltigkeit integriert. Mobimex AG gestaltet und vertreibt eine völlig eigenständige Möbelkollektion. Sie ist mit der Marke Zoom by Mobimex ausschliesslich in der Spitze des obersten Marktsegments positioniert und wird deshalb strikt von Girsberger getrennt geführt. Mobimex AG bereitet ab 1. Januar 2023 ebenfalls alle Kennzahlen auf und wird im nächsten Geschäftsbericht zur Nachhaltigkeit integriert. Die von der Tuna Girsberger Tic. AS in der Türkei hergestellten Girsberger Bürositzmöbel sind ausschliesslich für den Vertrieb in der Türkei und für den Export in den Nahen und Mittleren Osten bestimmt. Die Beteiligung der Girsberger Holding AG an Tuna Girsberger Tic. AS beträgt 50%. Die seit Jahren anhaltende wirtschaftliche Krise erschwert es Girsberger Tic. AS weiterhin, positive Betriebsergebnisse zu erwirtschaften. Daher wird aus Kostengründen auf die Umweltzertifizierung bis auf weiteres verzichtet. Organigramm/Geltungsbereich der zertifizierten Gesellschaften Labels der zertifizierten Gesellschaften

11 Girsberger Holding AG Schweiz Bützberg Girsberger AG Schweiz Bützberg Girsberger France Paris Girsberger GmbH Deutschland Endingen Girsberger GmbH Österreich Wien Girsberger Benelux BV Niederlande Naarden Mobimex AG Schweiz Seon Boreal doo Serbien Kraljevci Bo-Real Estate doo Serbien Kraljevci Tuna Girsberger Tic. AS Türkei Silivri Geltungsbereich für den Geschäftsbericht zur Nachhaltigkeit Organigramm/Geltungsbereich der zertifizierten Gesellschaften

12 Ein kontinuierlicher Dialog mit unseren Anspruchsgruppen stellt sicher, dass wir deren Interessen und Ziele kennen und diese in unserer Nachhaltigkeitsarbeit berücksichtigen können. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der in unsere tägliche Arbeit einfliesst. Kapitalgeber Die Aktionäre des Familienunternehmens werden einerseits bilateral informiert, andererseits erhalten sie die Monatsberichte der einzelnen Gesellschaften. Die Verwaltungsratssitzungen finden vier- bis sechsmal, die Generalversammlung einmal jährlich statt. Mit unseren Kapitalgebern stehen wir in direktem Dialog und kommunizieren regelmässig durch monatliche Berichterstattungen, Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse. Kunden Wir unterscheiden zwischen Fachhändlern und Direktkunden. Mit beiden Kundengruppen werden jeweils Anfang des Jahres Jahresgespräche geführt. Im Rahmen dieser Gespräche wird mit den Fachhandelspartnern eine individuelle Vereinbarung über die Zusammenarbeit geschlossen. Diese gilt jeweils von März bis Februar des Folgejahres. Bei Fachhändlern wie Direktkunden hängt die Besuchsfrequenz von der Grösse des Kunden (A-, B- oder C-Kunde) sowie von den aktuell anstehenden Projekten ab. Dies kann variieren von ein- bis dreimal wöchentlich zu einmal jährlich. In der kommenden Berichtsperiode werden wir erneut eine Kundenabfrage bei unseren Fachhändlern und Direktkunden durchführen. Die Umfrage wird durch unsere Servicetechniker erhoben. Bewertet werden die Qualität unserer Produkte sowie die Zufriedenheit mit dem Girsberger Kundenservice in Bezug auf Erreichbarkeit, Schnelligkeit, Freundlichkeit sowie Kompetenz. Mittler (Architekten, Designer und Planer) Mittler nehmen in unserer Geschäftstätigkeit inzwischen eine sehr wichtige Rolle ein. Die Geschäftsbereiche Customized Furniture und Remanufacturing haben sich darauf spezialisiert, nach Entwurfsvorlagen von Architekten und Designern Möbel für den Objekteinsatz zu realisieren, sowie nach deren Vorstellung bestehendes Mobiliar unter Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und designrelevanten Aspekten zu sanieren. Ihre Ideen setzen wir in unseren Werkstätten um. Im kontinuierlichen Dialog mit ihnen, entwickeln und fertigen wir Möbel aller Art ‒ vom einzigartigen Einzelstück bis hin zur Serie. Oft erfordern diese Projekte ein rasantes Umsetzungstempo und hohe Flexibilität unter Einhaltung höchster Qualitätsstandards. Aus genau diesen Gründen ist es wichtig, dass die Mittler auch die Möglichkeit erhalten, mit uns in der Werkstatt an den Entwürfen und Prototypen zu arbeiten. Dies ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung der gemeinsamen Projekte. Mitarbeiter Alle Mitarbeiter der Girsberger Unternehmen werden ca. alle zwei Monate anlässlich einer „Informationswand“-Besprechung über die aktuelle Geschäftsentwicklung informiert. Diese erfolgt persönlich durch die Geschäftsführer wie auch mittels einer „digitalen Infowand“ für alle. Dringende Informationen werden über Teams-Meetings kommuniziert. Führungskräfte erhalten zusätzlich die Quartalsberichte mit detaillierten Informationen zum Umsatz und Auftragseingang der gesamten Firmengruppe. Mit Klimatipps und Informationen zu Aktivitäten des Projektes Smaragd (in der EU „Natura 2000“) sensibilisieren wir unsere Mitarbeiter für Umweltthemen. In der Berichtsperiode lagen unsere diesbezüglichen Schwerpunkte auf Food Waste, Fleischkonsum (UNO-Bericht) sowie der grauen Energie. Mit Freizeitaktivitäten pflegen wir die Verbundenheit untereinander. Unsere Anspruchsgruppen „Der Dialog mit unseren Anspruchsgruppen ist ein kontinuierlicher Prozess, der in unsere tägliche Arbeit einfliesst.“

13 Lieferanten Die Lieferanten werden entsprechend ihrer Bedeutung in die Kategorien A, B und C unterteilt. Kriterien für die Zuordnung sind soziale Verantwortung sowie Umweltrelevanz. A- und B-Lieferanten werden jährlich neu eingestuft. Diese Beurteilungen werden den Lieferanten zugestellt. Mit A-Lieferanten sind wir in ständigem Kontakt. Die Zulieferer aus der Kategorie A (darin eingeschlossen sind insbesondere auch alle Lieferanten aus Risikogebieten) müssen den „Verhaltenskodex der Girsberger Gruppe“ unterzeichnen. Dieser repräsentiert die wichtigsten Grundsätze und Werte der Girsberger Gruppe hinsichtlich der Einhaltung geltender Gesetze sowie der grundlegenden, international anerkannten Standards betreffend Menschenrechten, Arbeitsrechten, Umwelt und Korruption. Gesellschaft (Bevölkerung, Medien, Verbände, Behörden und Politik) Die Öffentlichkeit erreicht Girsberger unter anderem durch aktive Medienarbeit wie regelmässige Aussendungen von Medieninformationen zu neuen Produkten, Projekten und Kooperationen sowie direkten Dialog mit Journalisten und Medienvertretern. Auf unserer Website www.girsberger.com werden für die Öffentlichkeit relevante Dokumente wie das Leitbild „WIR SIND GIRSBERGER“, die Umweltrichtlinien sowie die Berichte zur Nachhaltigkeit mit Ergänzungsberichten verfügbar gemacht. Weitere Kanäle für Informationen und Austausch sind die Sozialen Medien, in denen Girsberger aktiv vertreten ist (Facebook, LinkedIn, Instagram und Pinterest). Auch mit der Bevölkerung und den Gemeinden unserer Niederlassungen verfolgen wir eine aktive Zusammenarbeit. So unterstützen wir Vereinsaktivitäten mit Spenden und engagieren uns in den Bereichen Umwelt, Sport und Kultur im lokalen Umfeld. Gemeinnützige und wohltätige Institutionen im In- und Ausland unterstützen wir mit finanziellen Zuwendungen. Kunden Mittler (Architekten Planer Designer) Medien Bevölkerung Verbände Behörden Politik Kapitalgeber Aktionäre Lieferanten Mitarbeiter

14 Kennzahlen im Überblick Die Zahlen der nicht zertifizierten Unternehmen sind in dieser Übersicht nicht enthalten. (Siehe Erläuterungen auf Seite 10) Mitarbeiter Einheit 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Gesamtbelegschaft Anzahl 269 256 253 257 259 259 Führungskräfte Frauen Anzahl 11 12 7 8 13 12 Führungskräfte Männer Anzahl 42 44 47 46 49 47 Struktur der Belegschaft – Alter Durchschn. 45,7 45,4 45,7 45,8 44,8 45,4 Lohngerechtigkeit – Lohnspanne Faktor 6,5 7,2 6,7 7,4 7,0 7,0 Geahndete Fälle von Diskriminierung Anzahl 0 0 0 0 0 0 Erfüllungsgrad Mitarbeitergespräch Prozent 100 100 100 100 100 100 Mitarbeiterzufriedenheit (Skala 1–10) Durchschn. 8,1 8,2 8,2 8,3 8,1 8,0 Fluktuationsrate Prozent 10,0 8,98 6,3 4,2 6,9 8,1 Weiterbildung pro Mitarbeiter Stunden 6,8 8,1 9,1 4,9 4,2 7,0 Rohstoffe und Materialien Holz m³ 648 741 710 788 836 826 Metall t 39 32 19 13 5 4 Leder m² 15090 20675 14436 14551 12390 10075 Stoff lfm 56557 50850 39034 38645 43071 48010 Betrieblicher Abfall Holz thermisch verwertet t 255,8 268,6 262,0 257,6 295,8 325,4 Kehricht KVA t 62,9 62,9 69,8 56,2 47,7 51,9 Abfälle wiederverwertbar t 170,7 159,5 158,8 135,8 128,1 118,0 Sonderabfälle t 2,0 0 2,1 0 2,0 1,2 Wasser Wasserverbrauch m³ 4670 6337 5793 3986 4155 3363 CO2-Emissionen Elektrizität t 45,1 44,9 44,5 42,4 41,0 11,6 Heizöl t 32,3 29,2 37,1 25,0 23,3 26,2 Erdgas t 127,3 114,3 121,5 126,6 132,7 133,2 Benzin/Diesel t 525,8 531,8 502,1 440,7 474,0 499,1 Flüge t 23,5 22,6 24,5 3,7 1,9 8,8 Weitere wesentliche Emissionen VOC t 4,0 3,5 4,6 4,3 5,7 5,7 Gesetzestreue Geahndete Gesetzesverstösse Anzahl 0 0 0 0 0 0

15 Bereich Ziele/Schwerpunkte 2021/2022 Ziele/Schwerpunkte 2023/2024    – ✔ ✔ ✔ – Anspruchsgruppen Lieferanten/Produzenten im Umkreis von ca. 600 km unserer Produktionsstandorte bevorzugen (wenn immer möglich und betriebswirtschaftlich vertretbar) Umfrage bei Fachhändlern und Direktkunden durch unsere Servicetechniker (Produktequalität und Zufriedenheit des Kundendienstes) Entwicklung und Produktion von langlebigen Qualitätsprodukten, minimaler Materialeinsatz Lieferanten/Produzenten im Umkreis von ca. 600 km unserer Produktionsstandorte bevorzugen (wenn immer möglich und betriebswirtschaftlich vertretbar) Schwerpunkte im Bereich der Mitarbeiter Entwicklung und Produktion von langlebigen Qualitätsprodukten, minimaler Materialeinsatz Produktverantwortung, Umwelt-Compliance Ökonomie Ökologie Entwicklung von Möbeln mit substantiellen Anteilen an Post-Consumer Materialien Boreal doo und Mobimex AG bereiten ab 1. 1. 23 die für sie möglichen Kennzahlen auf und werden im Geschäftsbericht 2024 zur Nachhaltigkeit integriert Nach einem Partner bzw. Lieferant wird weiter gesucht. Gelegentlich werden Stoffreste an umliegende Kindergärten o. ä. verschenkt Endingen: Anteil an wiederverwertbarem Abfall bei mind. 84% halten Bützberg: Anteil an wiederverwertbarem Abfall bei mind. 88% halten 2024 wird in der Verwaltung auf Recycling Papier umgestellt Bezug von 100% Ökostrom in Bützberg und Endingen CO2-Ausstoss, der nicht mit eigenen Massnahmen reduziert werden kann, wird vollumfänglich über Klimaschutz-Zertifikate von Fair Recycling kompensiert Dieses Ziel wird nicht mehr weiterverfolgtd Zertifizierung von Boreal doo, Serbien nach ISO 9000 und ISO 14000 bis Ende 2022 Eine wirtschaftlich wie ökologisch sinnvolle Lösung für die Rückführung von Stoffresten in den Kreislauf wird weiter gesucht Weitere Reduktion der Verschnittwerte auf unter 10% durch 100-prozentige Umstellung auf Einlagencutter in Endingen Bützberg: Anteil an wiederverwertbarem Abfall bei mind. 88% halten Endingen: Anteil an wiederverwertbarem Abfall bei mind. 84% halten Bezug von 100% Ökostrom in Bützberg und Endingen CO2-Ausstoss, der nicht mit eigenen Massnahmen reduziert werden kann, wird vollumfänglich über Klimaschutz-Zertifikate von Fair Recycling kompensiert Rohstoffe und Materialien Energieverbrauch, Emissionen Umstellung auf Recyclingpapier in der Verwaltung wird geprüft 2021 wird der älteste LKW (noch EURO 5) ersetzt EcoDrive-Kurse für Vielfahrer Die nachfolgende Liste zeigt auf, in welchem Umfang die per Ende 2022 gesetzten Ziele erreicht wurden, und nennt die Zielsetzungen/Schwerpunkte bis 2024. Ziele und Schwerpunkte ✔ + –  –  Ziel erreicht Ziel teilweise erreicht Ziel nicht erreicht neues Ziel fortlaufendes Ziel fortlaufendes Ziel, nicht erreicht  + –     

16 Ziele und Schwerpunkte ✔ + –   Ziel erreicht Ziel teilweise erreicht Ziel nicht erreicht neues Ziel fortlaufendes Ziel Bereich Ziele/Schwerpunkte 2021/2022 Ziele/Schwerpunkte 2023/2024 Ökologie Erweiterung der Photovoltaikanlage in Endingen um ca. 60 kWp Prüfung einer Photovoltaikanlage am Standort Bützberg Prüfung einer weiteren Photovoltaikanlage auf der neuen Lagerhalle der Girsberger GmbH in Endingen  Die Späne-Absauganlage wird so gesteuert, dass der Filter vom Silo sowie die Transportleitung vom Tagesfilter zum Silo nur noch bei Bedarf läuft  ✔ Thema Nachhaltigkeit bei Auszubildenden verankern mit Formaten wie z. B. „ClimateLabs“ Teilnahme von Auszubildenden am „ClimateLab“ Weitere Sensibilisierung der Mitarbeiter für Umweltthemen mit Klima-Tipps und dem Projekt Smaragd Kundenwünsche mit möglichst geringen Kilometerzahlen erfüllen Transport-Kilometer optimieren Verpackung optimieren, wo noch möglich Jährliche Auswertung der Lieferantenbeurteilungen hinsichtlich ökologischer Kriterien und deren Überwachung Jährliche Auswertung der Lieferantenbeurteilungen hinsichtlich ökologischer Kriterien und deren Überwachung CO2-neutrale Produktion unserer Drucksachen CO2-neutrale Produktion unserer Drucksachen Eine Umstellung ist zurzeit noch nicht möglich Prüfung, ob Umstellung von lösungsmittelbasierten Lacksystemen auf wasserbasierte Lacke möglich ist Ausbau der Ladeinfrastruktur gemäss Bedürfnisabklärung von 2022 an den Standorten Bützberg und Endingen, Evaluation einer E-Bike Ladestation am Standort Endingen Ausbau der E-Mobilität durch 5–6 Ladestationen in Bützberg, sowie mind. 2 Ladestationen bei der Girsberger GmbH, Endingen Mitarbeiter Logistik (Verkehr und Transport) – ✔ Lieferantenbewertung  Weitere Sensibilisierung der Mitarbeiter für Umweltthemen  Mitarbeitergespräch Überarbeitung der Gesprächsformulare zur Vorgesetztenbeurteilung Einführung MS-Office Business Premium (Cloud- fähige Versionen), weiterer Ausbau von mobilen Arbeitsplätzen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Schwerpunkt IT-Equipment (Flexibilität, Mobilität, zeitgemässe Ausstattung) Soziales ✔ + – fortlaufendes Ziel, nicht erreicht  Zufriedenheit + – Neue Arbeitszeitmodelle Ziel erreicht am Standort Bützberg, nicht erreicht in Endingen Überarbeitung Arbeitszeit- und Anstellungsreglement am Standort Endingen mit Schwerpunkt Arbeitsreduktion und Erhöhung der Urlaubstage. Einführung ab 1. 1. 2024 Neue Arbeitszeitmodelle Entscheidung und finale Ausarbeitung 2021, Einführung 1. 1. 2022  + –  –

17 Bereich Ziele/Schwerpunkte 2021/2022 Ziele/Schwerpunkte 2023/2024 Soziales Erhalt der Ausbildungs- und Praktikumsplätze Erhalt der Ausbildungs- und Praktikumsplätze Ausbildung Mindestens einmal jährliche Überprüfung der Löhne und Gehälter an den Standorten Bützberg und Endingen Die schrittweise Anpassung hat stattgefunden und wird nächstes Jahr abgeschlossen. Die mindestens einmal jährliche Überprüfung wird fortgeführt.  Lohngleichheit + –  – ✔   Weiterbildung insbesondere auch von Mitarbeitern jungen Alters zur gezielten Nachwuchsförderung Gezielte Förderung von Fachkräften und Nachwuchskräften, Weiterbildung von Führungskräften mit Mitarbeiterverantwortung Weiterbildung ✔ Betriebliche Gesundheitsförderung Schwerpunkt Gesundheit und Wohlbefinden (finanzielle Beteiligung an Gesundheitscheckups und Vorsorgeuntersuchungen) Schwerpunkt Gesundheit und Wohlbefinden mit zwei Gesundheitstagen am Standort Endingen und einer Gesundheitswoche in Bützberg Am Standort Endingen werden geprüft: Förderung einer betrieblichen Krankenversicherung für ausgewählte Zusatzleistungen über die reguläre Krankenversicherung Übernahme der Vollkaskoversicherung oder einer einmaligen Abschlussprämie beim Abschluss eines Dienstrad-Leasings Durchführung von gezielten Freizeitaktivitäten im Bereich Bewegung und Ernährung Gezielte Aktivitäten im Bereich Bewegung und Ernährung  Schwerpunkt Förderung und Unterstützung ehrenamtlicher Engagements der Mitarbeiter Konzept erarbeiten und per 1.1.24 umsetzen Schwerpunkt Förderung und Unterstützung ehrenamtlicher Engagements der Mitarbeiter (Zeitgutschrift/Sonderurlaub) Aufgrund der prioritären Zielsetzung der Förderung von Fachkräften in jungem Alter konnte dieses Ziel nicht umgesetzt werden Förderung der Diversität und Chancengleichheit Planung der Schulungsmassnahmen wird ausgewogener auf die Kategorien Mitarbeiter, Führungskräfte und Geschäftsleitung ausgerichtet Grundlage für Audits erarbeiten Die wichtigsten zehn A-Lieferanten werden durch Girsberger auditiert per Ende 2024 Richtlinien erarbeiten Verhaltenskodex unterzeichnet von allen A-Lieferanten sowie den wichtigsten B-Lieferanten Verhaltenskodex unterzeichnet von allen A-Lieferanten sowie den wichtigsten B-Lieferanten Unterzeichnung des Verhaltenskodex der Lieferanten von Boreal doo, Auswertung der Lieferantenumsätze mit anschl. Klassifizierung in A-, B- und C-Lieferanten Die bereits hohe Nachweisquote zur Produktsicherheit und Gesundheitsunbedenklichkeit der Office Sortimentsprodukte mind. halten oder wo möglich weiter steigern Die bereits hohe Nachweisquote zur Produkt- sicherheit (Drehstühle 99,4% und Mehrzweck-/ Besucherstühle 89,7%) und Gesundheitsunbedenklichkeit der Office Sortimentsprodukte (Drehstühle 99,4% und Mehrzweck-/ Besucherstühle 64,4%) nach Möglichkeit weiter steigern Lieferantenbewertung nach sozialen Kriterien Kundensicherheit und Kundengesundheit Gesellschaftliches Engagement    Ethik und Menschenrechte

18

19

20 Ökonomie Zu Beginn eines jeden Berichtsprozesses steht die Frage nach den wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. In einem ersten Treffen legt ein Gremium der Geschäftsleitung (CEO, Geschäftsführer, Leiter Produkt- und Markenentwicklung, Produktionsleiter, Marketingleiter und Leiter Nachhaltigkeit) die Ausrichtung der Nachhaltigkeitsstrategie sowie die übergreifenden Ziele für die kommenden zwei Jahre fest. Diese werden in einem nächsten Schritt mit den Bereichsleitern diskutiert und verabschiedet. Nachfolgend die Themen, auf die wir uns in diesem Bericht fokussieren. Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen Beschaffungspraktiken Beschaffungsmärkte Produktverantwortung, Umwelt-Compliance Remanufacturing und Upcycling Neue nachhaltige Materialien Rohstoffe und Materialien Betrieblicher Abfall, Entsorgung Logistik (Verkehr und Transport) Energieverbrauch und Emissionen Bewertung der Lieferanten nach ökologischen Kriterien Sensibilisierung der Mitarbeiter für Umweltthemen Gleichbehandlung, Chancen- und Lohngleichheit Zufriedenheit unserer Mitarbeiter Betriebliche Gesundheitsförderung Aus- und Weiterbildung Gesellschaftliches Engagement Ethik und Menschenrechte Kundensicherheit und Kundengesundheit Bewertung der Lieferanten nach sozialen Kriterien Ökologie Soziales

21 „Da mehr als 90% der möglichen Umweltauswirkungen unserer Produkte auf die Phasen vor dem Eintreffen der Teile und Komponenten an unseren eigenen Standorten zurückzuführen sind, ist die Auswahl der richtigen Lieferanten von entscheidender Bedeutung.“ Ökonomie

22 Ökonomie Beschaffungspraktiken Wir setzen alles daran, Lieferanten auszuwählen, die unsere ökologischen und sozialen Werte teilen und hohe ethische Standards einhalten. So bilden wir die Grundlage für eine langfristige, nachhaltige Beschaffungsbeziehung. Wir bekennen uns vollumfänglich zur Verpflichtung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens und der gesellschaftlichen Verantwortung (CSR – Corporate Social Responsibility). Dies umfasst einen verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Natur sowie die Einhaltung und Achtung der internationalen Menschenrechte und Arbeitsstandards sowie die Bekämpfung von Korruption. Wir bekräftigen dies durch die Unterzeichnung unseres Verhaltenskodex für Lieferanten (Code of Conduct) und unserer Umweltanforderungen. In der vergangenen Berichtsperiode gaben wir an, dass noch zwei A-Lieferanten in Kanada und Deutschland den Verhaltenskodex nicht unterzeichnet hatten. Inzwischen gehören beide Firmen nicht mehr zu unseren Lieferanten. Der kanadische Lieferant ist durch die Verlagerung der Teilebeschaffung nach Deutschland weggefallen und der zweite in Deutschland, aufgrund Bedarfsänderung. Bis auf eine neu hinzugekommene Ausnahme in Deutschland ist der Girsberger-Verhaltenskodex durch sämtliche A-Lieferanten und die meisten B-Lieferanten unterzeichnet. Da mehr als 90% der möglichen Umweltauswirkungen unserer Produkte auf die Phasen vor dem Eintreffen der Teile und Komponenten an unseren eigenen Produktionsstandorten zurückzuführen sind, ist die Auswahl der richtigen Lieferanten von entscheidender Bedeutung. Dadurch minimieren wir die negativen Auswirkungen, die sozial- und umweltrelevant sind. Der grösste Teil unseres Beschaffungsvolumens wird an unseren Produktionsstandorten Bützberg (CH) und Endingen (D) verarbeitet. Um zu gewährleisten, dass die Qualität und die Kosten optimal sind, bevorzugen wir Hersteller und Rohstofflieferanten, die sich in einem Umkreis von 600 km unserer Produktionsstandorte befinden. Das gesamte Beschaffungsvolumen verteilt sich dabei mit 86,6% auf die Länder Deutschland, Italien, Slowenien und die Schweiz, 7,4% auf weitere europäische Länder und lediglich 6,0% auf Asien und Nordamerika. Damit ist weitestgehend sichergestellt, dass die eingekauften Materialien unsere Bedingungen bezüglich Menschenrechte und Umweltstandards erfüllen. Dies ist für uns von zentraler Bedeutung, da wir aus Kapazitätsgründen nicht in der Lage sind, bei allen unseren Lieferanten regelmässige Nachhaltigkeits- und ComplianceKontrollen vor Ort durchzuführen. Mit der Integration und dem Wachstum unseres neusten Produktionsstandortes in Kraljevci, Serbien, werden neue Lieferanten in unsere Lieferkettenbetrachtung aufgenommen. Bestandteil dieses Prozesses ist die Unterzeichnung des Verhaltenskodex durch die Lieferanten, eine Auswertung der Lieferantenumsätze mit anschliessender Klassifizierung in A-, B- und C-Lieferanten für das Geschäftsjahr 2023, sowie eine Lieferantenbewertung nach Umwelt- und Sozialkriterien. Im Jahr 2022 stellte sich Girsberger erneut der EcoVadis-Zertifizierung und wurde für umfassende Nachhaltigkeitsbestrebungen in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung mit der EcoVadis Silber-Medaille ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung gehören wir international zu den besten 8% der Unternehmen, die von EcoVadis in der Branche Möbelherstellung bewertet und zertifiziert wurden und in der Einzelbewertung „Nachhaltige Beschaffung“ befinden wir uns unter den besten 3% der Branche. Die Lieferketten von Girsberger sind und bleiben auch weiterhin von Einflüssen der Energie- und Rohstoffmärkte, Logistikherausforderungen und globalen Entwicklungen betroffen. Die Pandemiejahre 2021 und 2022 haben unsere Lieferketten stark beeinflusst, insbesondere durch die Herausforderungen an den Rohstoffmärkten und durch die generelle Knappheit von Ressourcen. Obwohl es 2022 Anzeichen für eine langsame Entspannung gab, haben der Ausbruch des Krieges in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise in Europa die Lieferketten weiterhin unter Druck gesetzt. Bewertung der Lieferanten nach sozialen und ökologischen Kriterien

23 Die Erdgas- und Elektrizitätspreise haben infolge des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise in Europa eine bisher unbekannte Höhe erreicht. Dies hat uns als Produktionsunternehmen stark betroffen, da beide Energieträger – Erdgas und Elektrizität – in unserer Lieferkette von entscheidender Bedeutung sind. Die Verarbeitung von Kunststoffgranulat zu Spritzgussteilen und insbesondere das Schmelzen der Aluminiumdruckgusslegierungen sind sehr energieintensiv und der Anstieg der Energiepreise hat unsere Kosten stark erhöht. Darüber hinaus ist festzustellen, dass auch weniger energieintensive Materialien und Vorfabrikate einschliesslich des Naturrohstoffes Holz, von einem markanten Kostenanstieg betroffen sind. Leider haben diese mehrschichtig problematischen Entwicklungen der vergangenen Jahre einige unserer Zulieferer zur operativen Neuausrichtung oder gar zur Einstellung ihrer Tätigkeiten gezwungen. Weitere stehen kurz davor, ihre Produktionstätigkeit oder Teile davon stillzulegen. Wir beobachten daher die Entwicklung an den Energie-, Rohstoffmärkten und die Liefersituation bei unseren Zulieferern sehr genau und passen unsere Beschaffungsstrategie fortlaufend an. Dies tun wir mit der Zielsetzung, die Materialverfügbarkeit lückenlos zu gewährleisten und, um vor allem auch stetig unsere Beschaffungsprozesse zu verbessern: Ressourcen- und Energieeffizienz werden maximiert, Währungsrisiken minimiert und die Umweltbelastung durch lange Transportwege verringert. Weder ist eine signifikante und andauernde Entspannung an den Rohstoffmärkten erkennbar, noch ist die kurzfristige und mittelfristige Energieversorgungslage in Europa gelöst. Diese Unsicherheiten und die daraus entstehenden Geschäftsrisiken machen es notwendig, dass wir unsere seit drei Jahren ungewöhnlich hohe und kapitalintensive Materialbevorratung fortsetzen. Thomas Gasser Thomas Gasser Geschäftsführer Produkt- sortiment- und Markenentwicklung, Girsberger Holding AG Herkunft der Zulieferkomponenten Distanz Beschaffungsvolumen Anteil Beschaffungsvolumen mehr als 1000 km Distanz Ökonomie

RkJQdWJsaXNoZXIy NjQ1